You are currently viewing Winterkinder

Winterkinder

Wenn Wiesen weiße Hauben kriegen,
knarzend sich die Äste biegen.
Wenn Beine durch die Lüfte fliegen,
leise Decken Lärm besiegen.
Dann wissen wir, es ist soweit,
es hat geschneit.

Zungen sprießen Richtung Flocken,
um den Zauber anzulocken,
sich ganz und gar hineinzuhocken,
in federleichte Freudebrocken.

Kinder, hörst du sie dann sagen,
haben Glück, wir nur die Plagen,
denn schließlich haben wir zu tragen,
die Schippe auch an Wintertagen.

Sind ohne Schnee schon krumm,
Alltag in grau-weißer
Unendlichkeit um uns herum,
reden wir uns frostig leiser,
bedeckt und stumm.

Eingepackt in Multifunktion,
warten wir seit Tagen schon,
weil man ja muss,
auf den Bus.

Der selten fährt, oft steht,
weil es nun mal weiter weht,
bis nichts mehr geht,
und sich der Senat berät.

Nach zähem Ringen Stund um Stund,
tut die Regierung folgend kund:
Ab sofort, so hisst die Fahnen,
werden Straßen Rodelbahnen.
Die selten schöne Winterwelt,
wird heute unter Schutz gestellt.

Für jeden Mensch steht Zeit bereit,
für Leichtigkeit im Wolkenkleid.
Wer Flocken zählt, Eisblumen malt,
wird ordentlich bezahlt.

Alle Sinne sollen reisen,
vom Pappschneeknacken bis zu den leisen
Sohlen, die einfach nur entspannen,
beim Anblick schneebedeckter Tannen.

Die Nachricht wird ins Land getragen,
im Fernsehen übertragen,
ins Netz gestellt,
bald weiß es die ganze Welt.

Da stehen sie in ihren Jacken,
jung und alt – der Kopf im Nacken.
Wie sie nun gemeinsam biegen,
die Zungen zum Himmel,
um sie zu kriegen,
die besten Flocken im Gewimmel.

Erst sacht schmelzen,
dann auch schmecken,
schnell noch einen Engel wälzen,
und an einem Zapfen lecken.

Frieden und Freude und Eierkuchen,
das Glück vor der eigenen Nase suchen.
Das hat uns irgendwie gefehlt.
Zum Glück haben wir diesmal die Kinder gewählt.

Schreibe einen Kommentar